Die Stadt bietet heute zahlreiche Schmuckstücke des piemontesischen Barocks, eine Folge des großen Glaubenseifers des 17. und 18. Jahrhunderts, gepaart mit einem ausgeprägten Interesse an den Künsten, das viele lokale Familien veranlasste, in Kirchen und prunkvolle Palazzos zu investieren, die man heute „genießen“ kann.
Der Name stammt von den mittelalterlichen „brayde“ langobardischen Ursprungs, ausgedehnten Besitztümern, die einem Gutsherrn als Weideland überlassen wurden. Die Gutsherren wurden dann die „De Brayda“ und sie gaben der Stadt ihren Namen. Im 13. Jahrhundert ließen die De Brayda hier eine solide Burg mit Türmen erbauen, die von einem Burggraben geschützt wurde. Sie wurde 1515 von einem großen, französischen Heer angegriffen und zerstört und 1552 abgerissen. Erhalten blieb jedoch der Palazzo Traversa, ein befestigter Herrensitz aus dem 15. Jahrhundert, der zwischen der Via Parpera und der Via Serra in der Altstadt von Bra liegt, wo diese Route startet. Palazzo Traversa ist heute der Sitz des Museo Civico di Archeologia Storia e Arte (Städtischen Museums für Archäologie, Geschichte und Kunst), das archäologische Fundstücke aus Pollenzo (3 km entfernt von Bra) ausstellt.
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Bra, Stadt der Kunst und der Kultur, Bra, Geburtsort von Slow Food und heute eine Città Slow.
Mehr erfahrenWir kehren zurück auf die Piazza dei Caduti per la Libertà, wo rechts der schöne, aus dem Mittelalter stammende Palazzo Valfrè steht und links der Palazzo Garrone aus dem 18. Jahrhundert, mit bemerkenswertem Atrium und Prunktreppe, der die herrliche Kulisse des Platzes abschließt. Hier stehen sich der Palazzo Mathis, häufig Ort bedeutender Ausstellungen, die in den mit Werken aus dem 17. und 18. Jahrhundert freskierten Salons stattfinden, und der Palazzo Comunale (Rathaus) mit seinen geschwungenen Barockformen gegenüber. Vervollständigt wird die Kulisse von der stattlichen Kirche Sant’Andrea, erbaut von 1672 bis 1682 nach Entwürfen von Gian Lorenzo Bernini, die von Guarino Guarini angepasst wurden. Die dreischiffige Kirche beindruckt durch ihre Größe und die Fassade mit zwei Ordnungen im raffinierten Barockstil und ist schon von weitem gut sichtbar.
Hinter der Piazza Caduti öffnet sich einer der repräsentativsten und geselligsten Ort von Bra, den die Einwohner schlicht „la Rocca“ nennen. Dieser obere Teil der Stadt, in dem die unterschiedlichsten Betriebe angesiedelt sind (Piazza XX Settembre), gipfelt im kleinen Hügel der Gärten der Rocca, ein zu neuem Leben erwachter Ort, wo an Sommerabenden noch immer getanzt wird.
Wenn man über den oberhalb der Markthalle aus dem 19. Jahrhundert angelegten Weg bummelt, geht man zurück in Richtung der Piazza Caduti per la Libertà, wo in der Mitte des Platzes das Denkmal thront, das dem Heiligen Benedetto Cottolengo gewidmet ist, dem Gründer des Piccola Casa della Divina Provvidenza (Kleines Haus der göttlichen Vorsehung). Er war einer der Sozialheiligen, die im 19. Jahrhundert aus Turin eine Fabrik der Wohltätigkeitsvereine für die Schwächsten machten. Unterwegs kommt man am Geburtshaus, des Heiligen vorbei, das durch eine Gedenktafel auf der Fassade gekennzeichnet ist. Ein weiteres Muss ist die Kirche der Heiligsten Dreifaltigkeit, Kirche Santissima Trinità, die allgemein Kirche der „Battuti Bianchi“ genannt wird: Außen ist sie schlicht, aber das einschiffige Innere ist herrlich ausgestaltet, hoch und hell, mit einem reich mit Stuck verzierten Tonnengewölbe.Nicht weit entfernt steht aucht die Kirche Santa Maria degli Angeli, die Fresken des Pietro Paolo Operti und des Luigi Morgari bewahrt.
Von der „Rocca“ führen zahlreiche, enge Straßen hinab ins Zentrum, wo man angenehm bummeln kann. Die kuriose Via della Mendicità Istruita ist ein Muss: Hier wurde die berühmte Slow-Food-Bewegung gegründet und sie hat hier noch immer ihren Sitz.
Die Straße führt zum Salon des Städtchens, der von der Via Vittorio Emanuele, der Parallelstraße Via Principi di Piemonte, der Via Audisio und der Via Cavour gebildet wird. Dieses Viereck der „Spaziergänger“ ist das pulsierende, wirtschaftliche Herz von Bra. An der Kreuzung mit der Fußgängerzone der Via Cavour steht die Kirche San Giovanni Decollato oder der Battuti Neri, die 1591 von der Bruderschaft der Barmherzigkeit errichtet wurde.
Am anderen Ende der Via Cavour steht die Kirche San Rocco, heute Sitz der orthodoxen Gemeinschaft, deren Bau im 18. Jahrhundert abgeschlossen wurde, die aber ursprünglich aus dem 16. Jahrhundert stammt. Sofort hinter der Kirche öffnen sich in schneller Folge die Piazza Carlo Alberto und die Piazza Roma, mit dem namhaften Theater Politeama und dem unvermeidlichen Kommen und Gehen rund um den Bahnhof. Wir folgen der Via Vittorio bis zur kleinen Via della Provvidenza, die zur Via Craveri ansteigt, wo uns das Museo Civico „Craveri“ di Storia Naturale (Städtische Museum für Naturgeschichte) erwartet. Es entstand Mitte des 19. Jahrhunderts aus der privaten Sammlung des Anwalts Angelo Craveri und ist eine bedeutende Wetterstation seit 1859. Die in den Ausstellungsräumen befindlichen sehr wichtige Sammlungen.
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Pollenzo, zwischen Geschichte und Geschmack
Mehr erfahrenAn der Ecke Via Craveri/Via Barbacana steht das architektonische Juwel der Stadt, die Kirche Santa Chiara, höchster Ausdruck des piemontesischen Barock. Sie wurde von 1742 bis 1748 nach dem Entwurf des Bernardo Antonio Vittone erbaut, der sie in der Form eines Kleeblatts anlegte, sowohl innen als auch außen verblüffend geschwungen, mit Stuckarbeiten und Fresken verziert. Sie gipfelt in einem komplexen Gewölbe mit doppelter, durchbrochener Decke, die wunderbare Lichteffekte erzeugt. Die Kirche wurde auf Wunsch des seit 1632 in der Stadt anwesenden Klarissenordens erbaut und war so eine bedeutende ökonomischen Investition für den Orden, dass einige Arbeiten sich bis 1786 hinzogen. Die Geschichte des Gebäudes erzählt von Besitzerwechseln und Aufgabe. Zuletzt erfolgte die Überlassung an die Kapuzinermönche.
Die drei Altare im Innenraum sind das Ergebnis relativ neuer Restaurierungsarbeiten, mit Darstellungen, die die Heiligen Klara und Franziskus von Assisi sowie verschiedene Persönlichkeiten, die beim Franziskanerorden beliebt waren, zum Thema haben. Einige Fresken sind von Pietro Paolo Operti, der aus Bra stammt. Einer der Altare ist außerdem mit einem kostbaren Gemälde verziert, das aus der ursprünglichen Kirche stammt und ein Werk des Flamen Giovanni Claret ist. Hinter dem Altar ist der Chor, ein herausragender Ort für klassiche Konzerte, ein absolutes Muss. Am Ende der Via Barbacana steht der Palazzo Traversa, an dem wir gestartet sind.
Eine besondere Erwähnung verdienen die Museen in Bra. Neben den bereits erwähnten Palazzos Traversa und „Craveri“ gibt es noch viele weitere Museen zu entdecken, sowohl in der Altstadt, als auch am Stadtrand. Es handelt sich um kleine, großartige Schätze, die sich nur den aufmerksamen Besuchern enthüllen. Neben der Stadtbücherei verblüfft das Museo del Giocattolo (Spielzeugmuseum) Kinder von heute und gestern mit einer Sammlung von Spielzeugen von einst: über 1000 Gegenstände vom 18. Jahrhundert an. Ein weiterer, eng mit Bra verbundener Ort ist das Museo „Rolfo“, das sich auf dem Gelände der ehemaligen, von Giorgio Rolfo gegründeten Karren- und Kutschenfabrik befindet, die heute führend auf dem Gebiet der Lastkraftwagen ist. Besonders erwähnenswert sind auch das Museo della Bicicletta (Fahrradmuseum), das den Fans dieser Sportart eine beeindruckende Sammlung von Objekten aus der Welt der Zweiräder und vielerlei Sammlerstücke früherer Radsportchampions bietet, und das kuriose und einzigartige Museo della Scrittura Meccanica (Museum des mechanischen Schreibens), das über 300 Schreibmaschinen ausstellt, eine Rarität, die den Digital Natives, die weder Tasten noch Tinte kennen, erst erklärt werden muss.
Bevor wir Bra verlassen, empfiehlt sich der Besuch eines weiteren Wahrzeichens der Stadt, das man bequem mit dem Auto erreichen kann. Es handelt sich um die Wallfahrtskirche Madonna dei Fiori an der gleichnamigen Allee. Der ausgedehnte, religiöse Komplex wurde 1626 an der Stelle einer uralten Kapelle erbaut, die nach einer Marienerscheinung am 29. Dezember 1336 errichtet worden war. Die dem Marienkult gewidmete Wallfahrtskirche zählt zu den ältesten der Provinz und ist berühmt für die „Blüten des Schnees“, eine seltene, winterliche Blüte. Im Innern befinden sich das 1638 von Jean Claret gemalte Bild der Madonna und die Statue der Heiligen Jungfrau, die jedes Jahr bei der Prozession am 8. September durch die Straßen der Stadt getragen wird. Außen angebracht ist das majestätische Mosaik des Rupnik, das mehr als 200 Szenen aus heiligen Schriften darstellt.
BITTE BEACHTEN: Die Verantwortung für die Erhaltung und Nutzbarkeit der verschiedenen Wanderwege liegt bei den Gemeinden, in denen sich die Routen befinden. Das Fremdenverkehrsamt kann daher nicht für eventuelle Unzulänglichkeiten verantwortlich gemacht werden, ist aber gerne bereit, Ihre Meldungen entgegenzunehmen, um sie an die zuständigen Institutionen weiterzuleiten.