Das gute alte Nizza della Paglia (so hieß Nizza Monferrato früher) ist der perfekte Archetyp eines savoyischen Provinzstädtchens mit seiner Via Maestra (Hauptstraße), prominenten Palazzos, dem Foro Boario (Rindermarkt) und der Piazza, der guten Stube des Orts. In den Straßen kann man leicht das Gespür für die Zeit verlieren, wenn man die Holzschilder der Geschäfte betrachtet und die vielen typischen Produkte verkostet. Ringsum, jenseits der Bäche Nizza und Belbo, die den Ort keilförmig einschließen, liegt ein Meer sanfter Hügel und fruchtbarer Ebenen, die reiche Ernte garantieren.
Hier schlägt das Herz des alten Piemonts, und es schlägt für den Barbera, mit einer ganz eigenen Herkunftsbezeichnung, die natürlich „Nizza“ lautet. Ihr könnt ihn in der Enoteca Regionale (Regionale Vinothek) del Nizza im Palazzo Crova probieren.
Wir verlassen Nizza Monferrato und folgen der Straße zur kleinen, romantischen Kirche Madonna del Bricco mit ihren Zypressen, die uns einen ersten Ausblick auf das Meer aus Weinbergen bietet, das uns erwartet. An Weilern und kleinen Landkirchen vorbei geht es nach Castelnuovo Calcea (siehe Route Monferrato von Costigliole d‘Asti). Hier biegen wir rechts ab in die Via Momparone und gewinnen schnell an Höhe. Wir kehren quasi um und genießen die Fahrt über eine der schönsten Kammstraßen des Monferrato zum abgelegenen, kleinen Ortsteil Noche.
Mehr erfahren
Das Monferrato von Costigliole d’Asti
Mehr erfahrenWir fahren an Vaglio Serra vorbei und mit ein paar Kurven hinab in den Parco Naturale della Val Sarmassa (sieh Route: Parks des Monferrato). Hier biegen wir nach Incisa Scapaccino ab. Ein Abstecher nach Vinchio, einen Ort, der Davide Lajolo sehr am Herzen lag, ist ein Muss.
Mehr erfahren
Parks des Monferrato
Mehr erfahrenDie Villa genannte Oberstadt von Incisa Scapaccino ist wunderschön. Sie war einst Sitz eines aleramischen Marquisats und lohnt einen Spaziergang: neugotische Palazzos, Adelssitze, Klöster, die Wallfahrtskirche Madonna del Carmine (15. Jh.) mit bedeutenden, noch älteren Fresken, und Überreste der mächtigen Festung dieser historischen Familie des Monferrato. Flink geht es durch die restliche Ebene des Belbo, deren Zentrum Castelnuovo Belbo ist. Hier befindet sich ein Francesco Cirio, dem Gründer der gleichnamigen Konservenfabrik, gewidmetes Museum und die kleine, aussichtsreiche Landkirche Regina Angelorum aus dem 14. Jahrhundert.
Und schon sind wir in Bruno, einem kleinen Weiler mit einer Cantina Comunale (Ortsvinothek) und dem Schloss der Faà, an der Grenze zwischen dem Astigiano und dem Gebiet von Alessandria. Dann geht es durch den Wald nach Mombaruzzo. Dieser geschichtsträchtige Ort lag auf der „Seidenstraße“ von Savona nach Flandern und besaß auch eine große Seidenspinnerei. Heute ist er berühmt für seine ausgezeichneten, weichen Amaretti-Kekse, die man im ganzen Ort findet, und für die Grappa. Man kann alle Geheimnisse dieses Likör bei dem schönen Museo del Distillatore (Brenners Museum) entdecken. Die Altstadt von Mombaruzzo ist noch heute von vier hohen Mauern eingeschlossen, die zum Teil sichtbar sind, und hat nur zwei Zugänge, einst die beiden Stadttore. Im Ortskern befinden sich die Kirche Santa Maria Maddalena, etliche mittelalterliche Palazzos, darunter der Palazzo der Marchesen und die Häuser der Dacia und der Ferraris, der Stadtturm, den die Marchesen des Monferrato im 13. Jahrhundert errichten ließen, die barocke, ehemalige Bruderschaftskirche Sant’Andrea, der Palazzo der Marchesen Pallavicini, der ehemalige Kindergarten, heute Museo del Territorio (Landsmuseum) „Pinino Nota“ , und die Kirche Sant’Antonio Abate (14. Jh.).
Die Dörfer um Mombaruzzo sind alle hübsch anzuschauen. Sie liegen im ausgedehntesten Weinbaugebiet der Region, das gleichermaßen zwischen Barbera und Brachetto d’Acqui, einer seltenen, süßen und aromatischen Rosé-Rebsorte, aufgeteilt ist.
Weiter geht es nach Maranzana, wo wir im Schatten der Burg die großen „Babaci (Lumpenpuppen)“ finden, die die Geschichte des Orts erzählen. Ein Museumshaus erinnert an den kühnen Entdecker Giacomo Bove. Nun kommen wir an Quaranti vorbei, dem ersten einer Reihe von kleinen Weilern. Schön ist die aussichtsreiche Kirche Santi Cosma e Damiano und die lokale Bottega del Vino (Weinhandlung). Es folgt Castelletto Molina, das sich um seine turmbewehrte, merkwürdig niedrige Burg gruppiert, mit der kleinen, antiken Burgkirche. Im Ort wird das traditionelle Faustballspiel der Langhe gespielt. Es geht hinauf auf den Bricco Oddone, von dem aus wir unsere ganze Route überblicken können, und vorbei an Castel Rocchero, einer weiteren Vorburg, die durch einen Gewölbegang zugänglich ist und an der Grenze zu den Langhe liegt.
Schließlich geht es wieder hinab nach Fontanile. Die moderne Kirche stört ein wenig das mittelalterliche Erscheinungsbild mit der doppelten Stadtmauer. Man kann aber noch Teile der Stadtmauern erkennen, sowie zwei Stadttore und einen Turm. Die große Kuppel (52 Meter hoch, 16 Meter Durchmesser) der Kirche San Giovanni Battista im eklektischen Stil ist ein Werk des Gualandi aus Bologna. Bei einem Bummel durch den Ort kann man die Installationen von „I Muri raccontano (Die Mauern erzählen)“ bewundern, die auf kreative Art den Ortskern mit Kunst beleben.
Von Fontanile geht es an Castel Boglione vorbei durch das Tal des Bachs Bogliona bis zum ehemaligen Kloster aus dem 15. Jahrhundert. Wir biegen rechts ab und fahren hoch hinauf nach Montabone, einem in sich geschlossen Dorf, das schon fast in der Langa liegt. Montabone ist der Geburtsort des großen Malers der Gegenreform, Guglielmo Caccia, der vor allem in Moncalvo und Umgebung tätig war und daher den Beinamen „der Moncalvo“ bekam. Hier ändert sich die Aussicht grundlegend. Auf der einen Seite herrschen die tausend Hügel des Monferrato vor, auf der anderen, in Richtung der Bormida und Acqui Terme, fällt das Land steil ab, während es im Süden mit dem ausgedehnten Hügel von Roccaverano (siehe Route Langa Astigiana von Roccaverano) abschließt.
Mehr erfahren
Die Langa Astigiana von Roccaverano
Mehr erfahrenDie kleine, ganz aus Stein erbaute Kirche San Vittore steht seit 600 Jahren abseits auf einer aussichtreichen Anhöhe und lohnt einen Abstecher. Nicht zu verpassen auch die ehemalige Kirche San Rocco, heute Sitz der Installation “A Cheerful Person” von Zhang Enli.
Bergab erreichen wir schnell Rocchetta Palafea, ein weiteres Grenzdorf, mit seinem schönen, 26 Meter hohen, steinernen Turm und der barocken Pfarrkirche. Der Ort ist stolz auf seinen Faustballmeister Massimo Berruti. Die Weinberge dominieren nun wieder die Landschaft, während wir über die fantastische „Strada della Serra“ fahren, die wie eine Seilbahn schnurstracks hinab in die Oberstadt von Calamandrana führt. Der zauberhafte, kleine Ort setzt sich harmonisch aus dem Schloss, dem Garten, Kirchen, der Bottega del Vino und einer einzigen Straße zusammen. Die Unterstadt von Calamandrana ist hingegen der Schauplatz des Trüffelsuchertreffens, das jedes Jahr gegen Ende der Saison im Januar stattfindet. Auf der anderen Seite des Belbo sollte man sich die romanische Kirche San Giovanni delle Conche nicht entgehen lassen. Der Legende nach haben sich hier im Jahr 1225 die Gründer von Nizza versammelt.
Nun geht es über die „Via Vecchia“ zurück nach Nizza Monferrato, eine Reise durch Raum und Zeit. Sie führt uns nach wenigen Kilometern wieder vor den Campanon, den Stadtturm, der das unbestrittene Wahrzeichen der Stadt und seiner jahrhundertealten Freiheiten ist.
BITTE BEACHTEN: Die Verantwortung für die Erhaltung und Nutzbarkeit der verschiedenen Wanderwege liegt bei den Gemeinden, in denen sich die Routen befinden. Das Fremdenverkehrsamt kann daher nicht für eventuelle Unzulänglichkeiten verantwortlich gemacht werden, ist aber gerne bereit, Ihre Meldungen entgegenzunehmen, um sie an die zuständigen Institutionen weiterzuleiten.