„Französisch“ geworden begann für Cherasco eine lange Zeit der Kriege, Belagerungen und Hungersnöte, die erst mit dem Friedensvertrag von Cateau-Cambrésis (1559) unter der Herrschaft der Savoyer endete. Es folgte eine lange Periode des Wiederaufbaus, die der Stadt im Laufe des 17. Jahrhunderts eine wachsende, wirtschaftliche Blüte ermöglichte, die den großen Familien zu verdanken ist, die in der Stadt vor allem wegen der Produktion und des Handels von Seide aufstiegen.
Große Palazzos wurden erbaut oder saniert, ebenso wie religiöse Gebäude. Eine neue, moderne Stadtmauer wurde errichtet, die sogenannte „sternförmige“, ein Werk des Hofarchitekten Vitozzi, über die Gina Lagorio dann schrieb. So konnte die Stadt sich vom Umland abgrenzen und unbeschadet die Pest von 1630 überstehen.
Natürlich hat sich die Stadt verändert. Sie hat den größten Teil der Stadtmauer verloren und die große Produktion der Seidenspinnereien wurde durch andere Interessen ersetzt. Dazu zählen der Tourismus, die Schneckenzucht, sowie die Tradition des Antiquariats und der Flohmärkte.
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Die Langa des Barolo
Mehr erfahrenAn der Kreuzung der beiden Hauptachsen (Via Vittorio Emanuele, von Nord nach Süd, und Via Cavour-Via Garibaldi, von Ost nach West) öffnet sich der Rathausplatz mit dem mächtigen Torre Civica (Stadtturm). Dem 36 Meter hohen Turm sieht man seine Ursprünge aus dem 14. Jahrhundert an der Sockelstruktur an. Neben der charakteristischen Uhr weist er auf der Westfassade auch einen kuriosen, mechanischen Kalender auf und eine wiederentdeckte, barocke Sonnenuhr auf der Südfassade. Auch das Palazzo Comunale (Rathaus) ist das Ergebnis jahrhundertelanger Umbauten, von den Lösungen des 14. Jahrhunderts über die Verzierungen aus dem 16. Jahrhundert bis zu den Überarbeitungen in der Barockzeit. Bemerkenswert ist auch das kuriose Fresko aus dem 18. Jahrhundert, das das Wappen von Cherasco umgeben von den Allegorien der Flüsse Tanaro und Stura darstellt.
Die Straße schließt nach Norden mit dem Arco di Trionfo (Triumphbogen) des Belvedere ab, der nach dem Ende der Pest errichtet wurde, und zeigt uns die Fassaden zahlreicher Palazzos namhafter Familien, die der rote Faden durch die Stadtgeschichte sind und daher auch der Route, die uns durch die Straßen der Altstadt führt. Sie befinden sich alle in Privatbesitz und wir bewundern sie von außen, während wir durch die Straßen bummeln.
Auf den Triumphbogen des Belvedere zugehend, treffen wir links auf die Reste des Palazzo Lellio, eines der ältesten Gebäude der Stadt, auf den Palazzo Ratti, mit dem Garten, der von einem schönen Trompe-l’oeil verschlossen wird, und auf den Palazzo Mentone, im Abschnitt mit den Laubengängen. Gegenüber erstreckt sich über den ganzen Häuserblock der majestätische Palazzo Galli della Mantica, mit dem wunderschönen Salon, den Taricco 1684 mit Fresken ausmalte.
Auf derselben Seite folgt der Palazzo Burotti di Scagnello (17. Jh.) mit dem herrlichen, von Operti freskierten Salon, und der Palazzo Fracassi, in dem sich ein Teil der Originalmöbel des Palazzo Salmatoris befinden. Gegenüber, aber auf der linken Seite der Straße, folgen der Palazzo Rachis di Carpineto und der Palazzo Brizio di Veglia, ein mächtiger und ausgedehnter, gotischer Bau. Der schöne Triumphbogen des Belvedere, oder auch der Madonna des Rosenkranzes, wurde 1668 nach dem ersten Entwurf des Boetto, der von Petitti aus Roreto überarbeitet wurde, gebaut, wobei die Bevölkerung tatkräftig mithalf, da es sich um einen Votivbau handelte. Links daneben steht die Kirche Sant’Agostino, ebenfalls von Boetto entworfen und von Taricco und Aliberti freskiert. Sie wurde 1677 von der Bruderschaft der Battuti Bianchi fertiggestellt.
Hinter dem Bogen biegen wir rechts ab und überqueren eine kurze Gasse, gehen vorbei an den Denkmälern für die Gefallenen und die Helden des Widerstands und erreichen die Wallfahrtskirche Madonna delle Grazie. Die große Verehrung der Kirche geht zurück auf die Wiederentdeckung eines Bildstocks mit dem Fresko der „Madonna con Bambino e Angeli“ (Madonna mit Kind und Engeln) Mitte des 18. Jahrhunderts. Aufgrund von Wasserinfiltration schien die Madonna zu weinen. Als man versuchte, die Flüssigkeit abzuwischen, färbte sie sich rot.
Wir nehmen nun die Via dell’Ospedale, deren erster Abschnitt vollständig vom Ospedale degli Infermi eingenommen wird. Am Ende des Häuserblocks erhebt sich der Palazzo Dall’Oglio-Badellino aus dem späten 17. Jahrhundert.
Auf der rechten Seite folgt der Palazzo Gotti di Salerano mit seiner schlichten, rohen Fassade. Der Palazzo bewahrt seine Schätze im Innern: ein kostbarer Freskenzyklus, der alle Säle des Obergeschosses ziert und das Museo Civico (Städtische Museum) „G.B. Adriani“, das historische Zeugnisse, die die Stadt Cherasco betreffen, umfasst.
Es folgt die Fassade des Palazzo Amico di Meane, dessen im 19. Jahrhundert erfolgte Überarbeitung deutlich den Einfluss des Jugendstils aufweist, und schon ragt der mächtige Turm der Kirche San Gregorio auf und erregt unsere Aufmerksamkeit. Die Kirche wurde oft umgebaut und präsentiert sich heute im spätbarocken Gewand. Die Via Garibaldi wird rechts kulissenhaft von der Kirche Sant’Iffredo abgeschlossen, die zwischen dem 16. und 17. Jahrhundert wiederaufgebaut wurde. Sie bewahrt einen Altar aus buntem Marmor und weitere Fresken des Operti.
Wir überqueren die Via Garibaldi und schon erheben sich majestätisch der Palazzo Aurelio di Torricella und der Palazzo Ferraris di Torre d’Isola (gegenüber im folgenden Häuserblock). Der Palazzo Aurelio weist noch einen herausragenden, von Giuseppe Dallamano freskierten Salon auf. Im folgenden Häuserblock sticht der Palazzo Furno hervor, mit der gotischen, unverputzten Ziegelfassade.
Von der Via Ospedale biegen wir links in die Allee Viale Salmatoris ein, die das Viereck der Altstadt nach Süden begrenzt. Der Südeingang der Stadt wird vom Arco di Trionfo (Triumphbogen) der Porta Narzole, einer unvollendeten Ziegelkonstruktion, hervorgehoben.
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Dogliani, Müßiggang und Geschäftigkeit
Mehr erfahrenWir gehen durch den Bogen in die Via Vittorio Emanuele, die Nord-Süd-Achse und zugleich Hauptstraße von Cherasco. Rechts steht der Palazzo Lunelli, Wohnsitz einer der mächtigsten Familien in der Geschichte der Stadt. In seinen Räumen hatte er die kaiserliche Delegation zu Gast, die den Friedensvertrag von 1631 im Erbfolgekrieg des Monferrato aushandelte.
Etwas weiter, auf der linken Seite, steht der Palazzo Del Carretto di Monforte, heute Sitz des Italienischen Vereins der Schneckenzüchter und verziert mit Fresken des Taricco. Es folgen der Palazzo Chanaz di Saint’Amour (oder Roero di Santo Stefano) und der Palazzo Genna di Cocconato, der das Zentrum der ehemaligen, jüdischen Gemeinde wurde, die sich im 16. Jahrhundert in Cherasco angesiedelt hatte und vor allem im Seidenhandel sehr aktiv war. Von diesem kleinen Ghetto sind einige Zeugnisse erhalten geblieben, wie die Synagoge (im zweiten Stock, zur Via Marconi hin) mit ihrer traditionellen Ausstattung, dem Schrank der Thora-Rollen und einem Lavabo aus Stein, und natürlich der kleine jüdische Friedhof beinahe ganz oben auf der „Rocca“.
Vor dem Palazzo Salmatoris biegen wir nach einer kurzen Pause in die Via della Pace ein und erreichen die Kirche San Pietro. Mehr als jedes andere Gebäude zeigt sie uns einen Querschnitt der Geschichte von Cherasco, denn sie entstand in der Gründungszeit der Stadt. Die Überlagerung so vieler verschiedener baulicher und dekorativer Eingriffe hat erstaunlicherweise ein äußerst angenehmes Resultat. An der Seite der Kirche erhebt sich ein romanischer Kirchturm. Der kleine Kirchplatz wird auf der anderen Seite vom Palazzo Incisa di Camerana abgeschlossen, in dem Sebastiano Taricco wohnte.
Nun ist es an der Zeit, einen Spaziergang außerhalb des Stadtzentrums zu machen, entlang der Bastionen, die jahrhundertelang die Verteidigungsstrategie von Cherasco ausmachten. Wir folgen der Via San Pietro nach Süden, biegen links in die Allee Viale Salmatoris ein und erreichen die romantische Viale dei Platani, deren riesige Platanen Napoleon gepflanzt haben soll.
Zurück in der Allee gehen wir am majestätischen Castello dei Visconti vorbei. Die Burg wurde in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts von den Mailänder Herrschern fertiggestellt und beherbergte ihre ansehnliche Garnison. Wir gehen nach Norden und folgen der Via dei Giardinieri, die uns auf den engen, kleinen Platz führt, an der die Kirche San Martino steht, ein weiteres romanisch-gotisches Juwel, das von 1705 bis 1711 wiederaufgebaut wurde. Die unverputzte Ziegelfassade im gotischen Stil ist noch die ursprüngliche. Auch das Innere, mit Einrichtungsgegenständen, Kirchengeräten und Schmiedeeisen von beachtlichem künstlerischem Wert, lohnt einen Besuch.
Auf dem Weg lohnt der Besuch des Museo della Magia (Magiemuseum), das wir der Kreativität des aus Cherasco stammenden Zauberers Sales zu verdanken haben, der hier ein Unikum geschaf. Wir folgen der Via Cavour und machen einen schönen Spaziergang über die Bastionen zurück zum Triumphbogen des Belvedere. Dabei genießen wir den herrlichen Ausblick auf die Täler des Tanaro und der Stura, die Hügellandschaft der Langhe und des Roero.
Text von Pietro Giovannini
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