Moncalvo, die kleinste Stadt Italiens

Moncalvo, die kleinste Stadt Italiens

Städtische Routen

Moncalvo, die kleinste Stadt Italiens

Moncalvo wacht über die Provinz Asti wie einst, als es noch der Schlüssel und das Schild des Monferrato war. Aufgrund seiner Lage war es von jeher Hauptdarsteller der geschichtlichen Begebenheiten dieses Gebiets. Die ehemalige Hauptstadt des Monferrato rühmt sich der Feinschmecker-Traditionen, wie Kesselfleisch und Trüffel, sowie der sagenhaften Liebe des Königs Vittorio Emanuele II zur schönen, aus Moncalvo stammenden Rosa Vercellana, die zuerst seine Geliebte und dann seine morganatische Ehefrau wurde.

Wie ein unüberwindbarer Schutzwall erstreckt sich Moncalvo auf einem Hügel und versperrt die Straße nach Casale Monferrato und in die Ebene. Der Ort gehörte im Lauf der Jahrhunderte den Marchesen des Monferrato, den Gonzaga und schließlich den Savoyern. 1705 ernannte Herzog Ferdinando Carlo Gonzaga von Mantua Moncalvo zur Stadt, ein Titel, den auch die Savoyer bestätigten, genaugenommen Vittorio Amedeo III im Jahr 1775. 

Aufgrund seiner neutralen Position und seiner Befestigungsanlagen, die zum Teil noch sichtbar sind, war es seit seinem Bestehen eine der wichtigsten Festungen des Monferrato und blieb es bis 1690. In der Burg, von der ein Teil der mächtigen Mauern und die Wachtürme erhalten sind, wohnte der Statthalter oder der Marchese des Monferrato während seiner Aufenthalte in Moncalvo.

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Der jahrhundertealte Ruf der Stadt bewirkte, dass Guglielmo Caccia ausgerechnet den Künstlernamen „Moncalvo“ wählte (sein Geburtsort war Montabone) und mit diesem als bedeutendster Maler der piemontesischen Gegenreform in die Geschichte eingegangen ist. Seine Gemälde bereichern alle städtischen Kirchen. Zum Ruhm der Stadt trägt auch der edle Kunsttischler Gabriele Capello bei, der letzte Vertreter der außerordentlichen piemontesischen Schule. Er arbeitet in seinem modernen und persönlichen Stil für Carlo Alberto und das ganze Königshaus.

Neben dem edlen, geschichtlichen Vermächtnis und den Zeugnissen der Kunst bewahrt Moncalvo jedoch auch eine äußerst solide gastronomische Tradition, belegt durch das bunte Festival delle Cucine Monferrine, die historische Fiera del Bue Grasso und vor allem die Fiera del Tartufo. Tatsächlich ist die Trüffelmesse von Moncalvo, nach der von Alba, die wichtigste Messe des ganzen Piemonts. Sie rühmt sich einer uralten Tradition und immer schon der besten Trüffelhaine.

Die Tour startet natürlich vom großen Platz der Burg (Piazza Carlo Alberto). Auf dieser Esplanade findet seit Jahrhunderten der Viehmarkt statt. Sie wird von den Laubengängen aus dem 19. Jahrhundert, die entlang der noch erhaltenen Bastionen verlaufen, aufgehellt.

Wir lassen die Burg hinter uns und stoßen sofort auf die Spuren des ehemaligen jüdischen Ghettos. Die Synagoge trägt noch immer die hebräische Inschrift auf der Fassade, während die Einrichtungsgegenstände schon vor einiger Zeit nach Israel gebracht wurden. Dass die Synagoge an einer Piazza steht, ist sehr ungewöhnlich.

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Der weite Platz verengt sich vor dem kuriosen Theater aus dem 19. Jahrhundert, das zusätzlich den Ehrgeiz und die Noblesse von Moncalvo unterstreicht. Hier befindet sich der Salon der Stadt, mit Cafés und vielen historischen Geschäften, und von hier gehen die zwei Hauptstraßen ab: die Kammstraße Via Cissello, genannt „del Municipio (des Rathauses)“ und die Via Maestra (Via XX Settembre), die alle die „Fracia nennen.

Wir nehmen zuerst die Straße zum Rathaus, das sich in einem Flügel des ehemaligen Klosters der Ursulinerinnen befindet, das tatsächlich von der ältesten Tochter des Moncalvo, Orsola, gegründet wurde. Sie war ebenfalls eine Malerin, eine Seltenheit in jener Zeit. Das Gebäude lohnt eine Besichtigung, vor allem wegen des monumentalen Eingangs. Aber die angenehmste Überraschung ist natürlich der andere Flügel des Klosters, der im dort befindlichen Museo Civico (Städtischen Museum) die Sammlung Montanari bewahrt, die von diesem berühmten Botschafter der Stadt gestiftet wurde. Die Fülle der Sammlung und der gute Geschmack des Mannes sind erstaunlich. Es handelt sich praktisch um die Summe der besten Künstler des 20. Jahrhunderts, zu der sich afrikanische und japanische Sammlungen allerhöchsten Niveaus gesellen und der Kunstschatz des Rathauses, der weitere schöne Überraschungen bereithält.

Noch vor dem Rathaus lohnt der Palazzo Manacorda mit den wunderschönen Kassettendecken und eleganten zweibogigen Fenstern aus dem 15. Jahrhundert eine Erwähnung. Nach dem ehemaligen Kloster verläuft die Straße an Adelshäusern und historischen Gedenktafeln vorbei und durch ein erstes Gewölbe in Richtung des westlichen Stadttors, das sich noch immer durch einen gekappten Turm bei der kleinen Kirche San Marco auszeichnet.

Weiter geht es durch die Via Asilo, die zuerst mit der Via Caccia und dann mit der Via Goito nach Süden unterhalb des Kamms verläuft, auf dem die ältesten Palazzos und Häuser stehen. Via Goito biegt plötzlich nach Süden ab und mündet auf die Bastionen der Via Roma. Dann geht es sofort die Via Capello hinauf zur Via Testa-Fochi, die plötzlich, nach einem weiteren Gewölbe, auf einen kleinen Platz führt. Hier befinden sich gleich zwei Meisterwerke des Magnocavallo, eines aus Casale stammenden, bedeutenden Architekten des 18. Jahrhunderts, stilistisch zwischen Barock und Klassizismus angesiedelt. Links erhebt sich die Kirche Madonna delle Grazie, heute Wallfahrtskirche Teresa di Calcutta, mit einer schlichten Fassade ohne Fenster. Die Innenräume sind stimmungsvoll ausgeleuchtet und mit raffinierten Stuckarbeiten verziert. Rechts steht hingegen der stattliche Palazzo Testafochi, der an den Prunk der Vergangenheit erinnert.

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San Damiano d’Asti, ein Schachbrett am Borbore

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Die Straße mündet wieder auf den Platz des Theaters, an der Ecke mit den Überresten des Palazzo dei Marchesi del Monferrato, ein reiches Gebäude aus dem 15. Jahrhundert, von dem noch die zwei Ordnungen der rundbogigen Fenster aus Terrakottaformen und die fein gearbeiteten Gurtgesimse erhalten sind.

Nun gehen wir durch die Fracia, das geschäftliche Herz der Stadt und Paradies historischer Ladenschilder, die beide Seiten der steil bergab führenden Straße zieren. Wir erreichen das ehemalige untere Stadttor. Hier stehen das mittelalterliche Casa Lanfrancone, das zwar umgebaut wurde, aber dennoch ein schönes Beispiel der piemontesischen Gotik ist, das Casa Montanari mit vier Stolpersteinen davor, die an die von den Nazis deportierten und ermordeten jüdischen Bürger erinnern, und die Pfarrkirche SantAntonio, deren „separater“ Kirchturm in der Via Capello das höchste Gebäude von Moncalvo ist.

Wir verlassen die Innenstadt und gehen die Via Bolla hinauf, wo wir auf dem alten Hügel von Monteguardo (wo sich die allererste Ansiedlung erhob) das andere Schmuckstück der Stadt vorfinden: die romanische Kirche San Francesco, mit den Gräbern der Caccia und einiger Monferrato und zahlreichen bedeutenden Gemälden des Moncalvo und seiner Tochter, wie in der Kirche SantAntonio.

Wir gehen weiter und sind fast auf dem offenen Land, zwischen den Mauern der Wälle, die den östlichen Zugang über den Kamm versperrten, und dem Friedhof. Der jüdische Friedhof befindet sich hingegen an der Straße nach Grazzano Badoglio. Die Umgebung von Moncalvo wird in der Route „Das Basso Monferrato von Moncalvo“ beschrieben.

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Das Basso Monferrato von Moncalvo

Das Basso Monferrato von Moncalvo

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Wir kehren um und gehen durch die Via Vittorio Veneto hinauf zur Burg und zum Wachturm Bonaventura mit der Bottega del Vino (Weinhandlung). Ein Muss sind die wiederentdeckten Geheimgänge, die sich durch die ganze Stadtmauer bis hin zum letzten Wachturm ziehen. Sie verbinden sich mit dem Fremdenverkehrsamt und schließlich mit der schönsten Ballspielarena Italiens (Achtung! Im Monferrato spielt man Trommelball, Tambass, und nicht den für die Langhe typischen Faustball, Balon), der Fossa dei Leoni (Löwengrube), die von den massiven Wachtürmen der Festung begrenzt wird. Indem wir eine der vielen Treppen des Belvedere hinaufsteigen, kehren wir zum Ausgangsplatz zurück.

Text von Pietro Giovannini

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